Natucate

Reise­rat­geber: Hilfe, Kultur­schock!

Die Reise in ein anderes Land und damit eine fremde Kultur ist ein spannendes Thema und wird vor allem mit positiven Gefühlen verbunden. Doch oft erwartet uns auch ein echter Kulturschock. Erfahre in unserem Blog mehr über dieses Phänomen.

Ann-Kathrin
Ratgeber
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Die Reise in ein anderes Land und damit eine fremde Kultur ist ein spannendes Thema und wird vor allem mit positiven Gefühlen wie Euphorie und Aufregung verbunden. Was dabei oft außer Acht gelassen wird, sind mögliche Gefühlsschwankungen in der Eingewöhnungsphase vor Ort, in der man noch nicht recht weiß, wie man sich in welchen Situationen zu verhalten hat. In anderen Worten:

Man wird ins kalte Wasser geschmissen und mit einer Flut aus Eindrücken der neuen Kultur konfrontiert. Die Folge ist gefühlsmäßige Überforderung, begleitet von Stimmungstiefs wie Heimweh, Unsicherheit, Depression und Frust – genau so fühlt er sich an: der Kulturschock.

Kultur als Eisberg

Aber wie kommt es zu dieser kulturellen Überforderung? Wie ist so etwas überhaupt möglich, wenn man das Land mit seinen Facetten doch schon im Vorhinein zu kennen glaubt?

Um dies besser zu verstehen, hilft es, sich die Kultur eines Landes in Form eines Eisbergs vorzustellen. Die Spitze des Eisbergs ist für uns sichtbar und umfasst kulturelle Eindrücke, die wir aktiv wahrnehmen – darunter fallen Elemente wie Sprache, Kleidung, Kulinarik, Kunst und Religion.

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Der unsichtbare, viel größere Teil des Eisbergs hingegen, der sich unter der Wasseroberfläche befindet, birgt kulturelle Elemente wie Werte und Normen, Traditionen, aber auch den Umgang mit Gefühlen sowie den Ausdruck von diesen. Es handelt sich um die beständigeren Teile einer Kultur. Wir können diese allerdings nicht vom ersten Moment an wahrnehmen und verstehen, sondern brauchen mehr Zeit, um uns mit ihnen auseinanderzusetzen und vertraut zu machen.

Wenn man in ein fremdes Land reist, tut man dies mit seinen eigenen Werthaltungen und Verhaltensmustern, sprich der heimischen Kultur. Somit stoßen in einem Kulturschock die eigene Kultur und die des Gastlandes aufeinander. Dabei kann zwischen drei Ebenen unterschieden werden: Zum einen ist die Gefühlsebene betroffen – Angst, Verwirrung, Desorientiertheit sowie der Wunsch, an einem anderen Ort zu sein, machen sich bemerkbar.

Zum anderen ist die kognitive Ebene betroffen, da man glaubt, durch einen Mangel an interkultureller Kompetenz nicht fähig zu sein, die unbekannten Verhaltensmuster richtig zu interpretieren. Zuletzt tritt der Kulturschock auf der Verhaltensebene auf, die die Normen bezüglich Kommunikation, Angemessenheit und Leistungsfähigkeit definiert.

Der Reisende steht vor der Herausforderung, nicht nur eine neue Sprache zu lernen, sondern auch die vor Ort bestehenden Werte und Moralvorstellungen zu verstehen und entsprechende Verhaltensmuster zu entwickeln: Ein Anpassungsprozess wird in Gang gesetzt.

Die Phasen der kulturellen Anpassung

Im Rahmen dieses Anpassungsprozesses läuft die schrittweise Integration in eine unbekannte Kultur ab. Er kann auch als eine Art emotionaler Kreislauf verstanden werden, der in vier verschiedene Phasen eingeteilt werden kann. Zu Beginn steht die Euphoriephase, in der die ausreisende Person auch nach ihrer Ankunft noch voller Aufregung und Abenteuerlust ist und sich daran begibt, viele neue Eindrücke der neuen Umwelt aufzunehmen und zu verarbeiten.

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Die Sinne laufen auf Hochtouren und negative Eindrücke werden schnell verdrängt, sodass die meisten kulturellen Unterschiede ausschließlich als interessant, exotisch und entzückend empfunden werden.

In der zweiten Phase – der so genannten Ernüchterungsphase – tritt dann die Realität ein und der Ausreisende kämpft zunehmend mit Gefühlen der Entfremdung und Orientierungslosigkeit. Die einfachsten Alltagsabläufe scheinen zudem kompliziert zu werden, was wiederum zu Frust und Irritation führt. Die nun folgende Phase entscheidet darüber, ob der Kontakt mit der fremden Kultur positiv oder negativ weiterverläuft.

Dies hängt in der Einigelungsphase davon ab, wie einzelne Erlebnisse interpretiert werden, und welche Konsequenzen aus ihnen gezogen werden. Eine Reihe negativer Erfahrungen führt z.B. dazu, dass die Person sich zurückzieht und Vorurteile gegenüber dem Gastland aufbaut. Gefühle wie Heimweh, vermindertes Selbstbewusstsein, Einsamkeit und Unsicherheit werden verstärkt.

Die vierte und letzte Phase ist die der Anpassung und Integration – denn es heißt, dass niemand, der für längere Zeit im Ausland lebt, daran vorbeikommt, sich bis zu einem gewissen Grad anzupassen. Auch wer sich lange davor beugt, wird ab einem gewissen Zeitpunkt wieder den Kontakt mit der Umwelt aufnehmen und sich der fremden Kultur öffnen.
Mit dem Kulturschock richtig umgehen

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Es gibt gewisse Daumenregeln, die den Integrationsprozess erleichtern bzw. ihn in eine möglichst positive Richtung führen können. Wer sich einmal darüber bewusst ist, was es bedeutet eine fremde Kultur mit all ihren Facetten kennenzulernen, und bereit ist sich gegenüber dieser zu öffnen und ihre Andersartigkeit zu akzeptieren, wird vor Ort leichter mit dem Kulturschock umzugehen wissen.

Folgende Punkte helfen dabei, einem großen Kulturschock entgegenzuwirken bzw. ihn möglichst schnell zu überwinden:

  • Sammeln umfassender Informationen über das entsprechende Land und die Kultur
  • Fokus auf die positiven Dinge und Erfahrungen: Warum bin ich gerne hier?
  • Vermeidung von Vergleichen zwischen Gast- und Heimatland: Es ist nur anders, und nicht besser oder schlechter!
  • Distanz vom eigenen Wertesystem – Ankurbeln der eigenen kulturellen Kompetenz
    -Aktivität – in mentaler, physischer und sozialer Hinsicht
  • Beziehungen aufbauen: Freunde unter den Einheimischen finden
  • Einen gewissen Sinn für Abenteuer beibehalten: Einladungen von Einheimischen annehmen, neue Orte oder Parks besuchen
  • Bemüht die fremde Sprache lernen/verbessern: Kommunikationssicherheit bringt Wohlbefinden und Selbstbewusstsein mit
    sich!
  • Regelmäßiger Kontakt mit Familie und Freunden im Heimatland

Zu guter Letzt sollte man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass die Eingewöhnung in eine neue Kultur schrittweise und nicht von jetzt auf gleich geschieht. Man sollte sich also in Geduld üben – sowohl mit sich selbst als auch mit anderen.

Quellenangaben

Auszug aus Skript “Cross-Cultural Competencies” (Holger Siemons, University of Northampton, FH Aachen)
Bureau de la vie étudiante

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