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Field Guide Level 1 Südafrika – Babett

In Afrikas magischer Wildnis hat sich Babett in 55 Tagen zum Field Guide Level 1 ausbilden lassen. Im folgenden Feedback schildert sie ihr unvergessliches Abenteuer.

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Erfah­rungs­be­richte
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Tausche Büro gegen Busch

Ausbildung zum Ranger in Südafrika

55 Tage-Ausbildung zum Field Guide Level 1 // 11.10.–04.12.2019 // Camps: Karongwe, Pridelands, Makuleke

2017 war ich das erste Mal in Afrika. Roadtrip von Sambia nach Simbabwe, Botswana und Namibia bis nach Südafrika. Es war der Wahnsinn und ich weiß, es klingt ein bisschen nach Klischee, aber die Eindrücke dieser Reise haben mich verändert. Endlose Weite, Landschaften, die einem den Atem rauben, Ursprünglichkeit und selbstverständlich die Tiere – wilde Elefanten, Löwen, Zebras, Giraffen, Nashörner, Nilpferde … dass es diese großen, wunderschönen Lebewesen überhaupt noch gibt, grenzt an ein Wunder, und sie in freier Wildbahn live zu sehen, ist einfach unbeschreiblich.

Fernweh nach Afrika

Zurück im Alltag war alles wie immer und doch irgendwie anders. Acht Stunden am Tag vor dem flimmernden Bildschirm im Büro zu sitzen, hat irgendwie keinen Sinn mehr ergeben. Ich habe es vermisst, draußen an der frischen Luft zu sein, mit der Sonne aufzustehen und schlafen zu gehen, den Sand zwischen den Zehen. Also habe ich mich auf die Suche nach einem Projekt gemacht, mit dem ich wieder zurückkonnte. Länger als drei Wochen. Und ich wollte tiefer eintauchen in die Welt da unten im Süden, Einheimische kennenlernen, mehr wissen, mehr verstehen.

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Ich werd‘ dann mal Ranger

Nach einiger Recherche im Internet bin ich auf Natucate gestoßen. Bäm – das ist es! Ich werde Ranger! 55 Tage lang in der Natur, Animal Spotting, Zelten, Lagerfeuer, Back to Basic. Vor Ort alles über die Entstehung der Landschaft, Fauna und Flora, über die Astronomie und die kulturelle Vergangenheit der Gegend zu erfahren und einfach wieder im Busch sein zu können. Vielleicht habe ich noch eine Nacht drüber geschlafen, aber eigentlich war sofort klar, dass ich buche.

Afrika, ich komme!

Zehn Monate bevor es losging, habe ich mich über Natucate für den Eco Training-Kurs angemeldet. Viel Zeit für viele Fragen, die so nach und nach bei mir aufkamen und die mir das Team geduldig beantwortet hat. Da es sich um eine vom südafrikanischen Staat anerkannte und zertifizierte Ausbildung zum Field Guide handelt, gibt es vor Antritt einigen Papierkram zu erledigen, aber auch dabei steht das Team von Natucate mit Rat und Tat zur Seite.

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Letzte Vorbereitungen

Schwupps war er da, der Tag meiner Abreise. So plötzlich wie Weihnachten jedes Jahr vor der Türe steht, musste ich meinen Rucksack packen und los in den südafrikanischen Busch. So plötzlich, dass ich fast das Fernglas vergessen hätte (Tipp: Bloß nicht das Fernglas vergessen!). Alles, was man noch so braucht, beispielsweise Wanderschuhe, Trinkblase und neutrale Bekleidung für die Bush Walks, eine Stirnlampe, einen Sonnenhut und so weiter, findet sich auf einer schlauen Liste, an der man sich beim Packen entlanghangeln kann. Man braucht keine Profiausrüstung, aber einige Dinge sind ganz nützlich. Zur Vorbereitung auf den Kurs gibt es außerdem eine Auflistung der Lerninhalte samt empfohlener Lektüre und super Apps zum Identifizieren von Vögeln, Amphibien, Bäumen & Co.

Husch, husch in den Busch!

Treffpunkt für alle Kursteilnehmer ist ein Guesthouse in Johannesburg. Die Anreise von Deutschland ist kein Problem. Viele reisen einen Tag vorher an, da es am ersten Tag gleich früh morgens losgeht. Mein Kurs startet im Eco Training Camp Karongwe, etwa fünf Minibus-Stunden nordöstlich von Johannesburg. Zu dieser Jahreszeit, noch vor den ersten Regenfällen, wirkt alles sehr karg, die Bäume haben keine Blätter – ideal also fürs Animal Spotting. Nach 23 Tagen wird es weitergehen ins Camp Pridelands, etwas nördlicher. Dort liegt das Camp direkt an einem Wasserloch. Nach weiteren zehn Tagen werden wir für den restlichen Aufenthalt umziehen nach Makuleke.

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Glücksgefühle

Alle Camps liegen mitten im jeweiligen Naturreservat und sind nicht eingezäunt. Die Tiere haben also freien Zugang. Später weiß ich, dass das die Momente sind, in denen ich mich am lebendigsten fühle – wenn man nachts die Rufe der Hyänen oder die Äste knacken hört, wenn ein Elefant am Baum gegenüber knabbert. Oder wenn man am nächsten Morgen anhand der Spuren im Sand sieht, wie nah der Leopard am Camp vorbeigestreift ist. Tiere zu beobachten, ist unglaublich beruhigend und erdend. Ihre Spuren zu lesen und ihnen zu folgen, ist spannender als jeder Sonntagabendkrimi.

Abendteuer voraus

Angekommen im Camp werden wir herzlich begrüßt, in Zweier-Teams auf die Zelte aufgeteilt und bekommen einen Einblick, wie die kommenden zwei Monate so verlaufen werden. Wir besichtigen die Lecture Hall und die Study Decks, wo wir noch einige Stunden über den Büchern schwitzen werden und wo sich auch die Bibliothek mit all dem Lesestoff über unsere Area of Operation findet. Es gibt sogar ein Bush Gym, wo einige von uns die nächsten zwei Monate jeden Tag eine halbe Stunde Bushfit machen werden. Außerdem sind eine Open-Air-Dusche und die Feuerstelle meine absoluten Highlights.

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Camp-Leben

Der Tag beginnt mit dem Sonnenaufgang um circa 4:30 Uhr. Nach einem schnellen Frühstück geht’s um 5:30 Uhr auch schon los. Wir sind 19 Personen und werden in drei Gruppen aufgeteilt. Zwei fahren mit Land Rovern, eine läuft. Und was zu Anfang so karg und lebensfeindlich gewirkt hat, ist beim zweiten Blick voll großer und kleiner Lebewesen, die sich alle auf ihre eigene Art an das harte Leben im Busch angepasst haben. Was ich sofort liebe an diesem Kurs ist, dass es nicht nur um die Großen, die Big Five, geht, sondern auch um die ganz kleinen Tiere, wie Tausendfüßler, Frösche, Mistkäfer, die unsagbar vielen Vögel mit ihren unterschiedlichen Gesängen und eine Welt, die sich mir erst hier eröffnet: Bäume.

Leben in der Wildnis

Die Bäume und ich haben einen schwierigen Start. Wir kommen in einer Zeit an, in der die wenigsten von ihnen Blätter haben. Für die Prüfung sollen wir etwa 30 Bäume kennen. Dank der unermüdlichen Wiederholungen unserer Trainer und dem Enthusiasmus für Pflanzen lerne ich tatsächlich, sie auch ohne Blätter zu unterscheiden. Das, was es für mich interessant macht, sind die kulturellen Gebräuche der Bäume (es ist tatsächlich gegen alles ein Kraut gewachsen) und die Geschichten und Mythen, die es zu den verschiedenen Bäumen zu erzählen gibt. Oder die sie selbst erzählen. Was muss zum Beispiel einer der majestätischen Baobabs, der seit mehreren Hunderten von Jahren an seinem Platz steht, alles erlebt und gesehen haben?

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Circle of Life

Pflanzen sind die Grundvoraussetzung für alles weitere Leben auf der Erde. Ohne Pflanzen keine Pflanzenfresser, ohne Pflanzenfresser keine Fleischfresser. In der Natur ist nichts umsonst da, alles hat seinen Sinn und seine Daseinsberechtigung. Allerdings ein ganz empfindliches Konstrukt – wenn eine Komponente aus dem Gleichgewicht gerät, kommt das ganze System ins Wanken. In den Vorlesungen geht es auch darum, welche Verantwortung wir tragen, diese Balance in Naturreservaten aufrecht zu erhalten. Sobald der Mensch ein Gebiet einzäunt, muss er dafür sorgen, dass das Ökosystem darin weiterhin funktioniert. Wasserstellen müssen zum Beispiel geöffnet und an anderer Stelle geschlossen oder Grasflächen gerodet werden. Wie alles zusammenhängt, finde ich wahnsinnig spannend.

Kurs und gut

Man ist ganz kurz erschlagen von der Menge an Wissen, die man sich während des Kurses aneignen soll. Umgeben von all diesen Dingen und die tägliche Praxis helfen aber ungemein und wir sind bald auf dem Weg zu Natur-Experten. Zusätzlich zum theoretischen Abschlusstest, schreiben wir Kurztests zu jedem Modul und Field Obs, bei denen man hinausgeht und Spuren, Zeichen und Bäume identifiziert. So findet man schnell heraus, auf welchem Stand man ist und für welches Gebiet man die Nase noch ein bisschen tiefer in die Bücher stecken sollte. Auch das Guiden üben wir, denn Ziel des Kurses ist es, eine Safari leiten zu können.

Routine? Keine Routine

Nach ein paar Tagen hat man sich ans Camp-Leben und an die Temperaturen gewöhnt. Morgens früh raus und los zur etwa vierstündigen Morgenaktivität, um 10 Uhr Frühstück, anschließend Unterricht und Study Time. Bushfit oder Powernap und nach dem Mittagessen auf zur Nachmittagsaktivität. Um etwa sieben Uhr treffen sich alle wieder im Camp. Nach dem Abendessen kann man den Tag am Lagerfeuer ausklingen lassen. Trotz der Routine ist kein Tag wie der andere und ich bin vor Eindrücken und Erlebnissen abends meistens einfach nur platt. Aber glücklich. Ich habe mich außerdem dagegen entschieden, eine südafrikanischen Sim-Karte zu kaufen. Also auch kein Am-Handy-Rumgehänge abends im Bett. Ranger-Ausbildung inklusive Digital-Detoxing.

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Birds, Birds, Birds

Man braucht das Handy nicht einmal als Wecker. Im rotierenden System hilft das Duty Team dem Küchenpersonal nicht nur beim Auftischen der Speisen, sondern ist auch dafür zuständig, die anderen zu wecken. Die einzigen Gelegenheiten, zu denen ich mein Handy zücke, haben mit Vögeln zu tun. Per App lassen sich Spezies identifizieren, ihre Gesänge abspielen und sämtlich Info abrufen. Das Aha-Erlebnis kommt, wenn man anfängt, einzelne Tiere aus dem ganzen Gezwitscher herauszuhören: Oh, da trällert eine Gorgeous Bushrike und dort ein African Paradise Flycatcher. Am Ende des Kurses kommen wir auf circa 140 verschiedene Vogelarten, die wir entweder gesehen oder gehört haben.

Paperwork

Als Referenz für einen selbst, aber auch um Stunden im Busch und bestimmte Fähigkeiten vorweisen zu können, führen wir ein Logbuch. Dort wird jede Aktivität eingetragen, an der man teilnimmt, was man gesehen hat und ganz wichtig: was man daraus gelernt hat. Zu Beginn des Kurses platzen die Seiten fast, so viel Neues, so viele Aha-Momente. Um das ganze Wissen aus den Vorlesungen zu festigen und sich auf die Prüfung vorzubereiten, gibt es für jedes Modul einen Abschnitt im Arbeitsbuch, das wir in unserer Study Time ausfüllen.

Fingerfertigkeiten

Neben all den interessanten Fakten über die Natur und die Tiere im südafrikanischen Busch, braucht man als Field Guide vor allem Einfühlungsvermögen und ein Händchen für den Umgang mit Menschen. Man hat mit vielen unterschiedlichen Nationalitäten, ihren Eigenarten und Bedürfnissen zu tun. Wir lernen, wie wir den Wagen perfekt positionieren, damit alle gut sehen können, wie wir uns drehen müssen, damit uns die Gäste trotz Fahrgeräuschen gut hören können und auch Reifen wechseln können wir nach ein paar Übungseinheiten.

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Don’t rush in the Bush

Die Wochen vergehen viel zu schnell. Jeden Tag entdecken wir etwas Neues, die Instructors zaubern immer weitere Facts aus dem Ärmel und auch die Tiere sind immer für Überraschungen gut. Ich liebe die Walks. Ausgestattet mit ausreichend Wasser, Sonnenschutz und in Tarnfarben marschieren wir querfeldein zu einem Wasserloch, in einen Wald oder entlang eines Flusslaufs. Jedes Mal ist es wieder spannend – wer wird uns heute wohl über den Weg laufen? Noch mehr als im Landrover kann man zu Fuß die Stille genießen, ist man irgendwie noch mehr eins mit der Natur. Obwohl wir Elefanten, Büffeln, Nilpferden und sogar Löwen sehr nahekommen, fühle ich mich zu keiner Zeit unsicher. Guide und Backup wissen absolut, was sie tun.

Nachts unterwegs in der Wildnis

Zu Fuß ist man vor Sonnenuntergang wieder im Camp. Auf den Drives können wir uns gigantische Sonnenuntergänge anschauen und fahren erst in der Dunkelheit zurück. Ein Kursteilnehmer darf auf den Tracker Seat und scannt mit dem Spotlight die Umgebung nach nachtaktiven Tieren. Schon von Weitem sieht man ihre Augen reflektieren. In den Bäumen sitzen Eulen, Uhus und Bush Babys; wir treffen auf Wildkatzen, Hyänen, Honigdachse, Skorpione und ein Stachelschwein. Die besten Momente sind, wenn sich die Tiere nicht gestört fühlen und einfach weitermachen, mit dem, was sie gerade tun. Trinken, sich putzen, jagen. Die Minuten nach Sonnenuntergang, wenn noch ein bisschen Restlicht da ist, wenn einem der warme Wind um die Ohren bläst und die Lebewesen der Nacht aus ihren Verstecken kommen, gehören zu meinen liebsten.

Schläft der Löwe heute Nacht?

Ein- bis zweimal während des Kurses ist eine Übernachtung außerhalb des Camps geplant. An einer Stelle, die genügend Schutz bietet, auf einem flachen Granitfelsen, schlagen wir unser Lager auf: Isomatte und Schlafsack. Wir übernachten unter freiem Himmel mitten in der Wildnis. Ab Einbruch der Dämmerung halten wir reihum für eine halbe Stunde am Lagerfeuer Wache. Für mich ist es ein ganz unbeschreibliches Gefühl, als einzige wach zu sein. Verantwortlich dafür, dass das Feuer nicht ausgeht und dafür, die anderen aufzuwecken, falls da im Dunkeln irgendetwas in unsere Nähe kommen sollte. Man erlebt alles viel intensiver und obwohl sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen, übernimmt das Gehör die Hauptrolle. Ein Moment, in dem ich einfach nur dankbar bin, für das Glück, das ich habe, all das erleben zu dürfen.

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Abschluss & Abschied

Vor der finalen Prüfung haben wir einen Tag frei, um zu lernen. Irgendwie schaffen wir es, den Stoff in unsere Köpfe zu kriegen. Vermutlich, weil wir alle eine Leidenschaft für die Natur haben, und bei einigen, weil sie wirklich etwas mit dieser Ausbildung anfangen möchten. Viele, wie auch ich, machen diesen Kurs mehr oder weniger zum Spaß. Aber wer weiß, vielleicht kann ich die Qualifikation eines Tages gut gebrauchen. Alle bestehen und auch aus den praktischen Prüfungen, den Assessments Drives, kommen die Schüler mit glücklichen Gesichtern zurück. Eine neue Generation Ranger verabschiedet sich einen Tag später in Makuleke am Pafuri Gate von den Instructors und es fließend ein paar Tränchen.

Africa, see you soon!

Diese zwei Monate im südafrikanischen Busch gehören zu den besten meines Lebens. Mein Herz geht auf, wenn ich an die Zeit dort denke. Wir können so viel lernen von den Tieren, deren Existenz wir akut gefährden. Ich möchte mehr Menschen begeistern für diese bedrohte Schönheit, damit sich noch mehr für ihre Erhaltung und ihren Schutz einsetzen. Der Eco Training-Kurs erweckt die Verbindung zu unserem Ursprung, die in jedem von uns noch irgendwo schlummert, zu neuem Leben.
Ich habe all die fantastischen Eindrücke noch nicht einmal verarbeitet … und schon jetzt zieht es mich wieder zurück in den Busch.

Vielen herzlichen Dank an Natucate und das Team von Eco Training!

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