Natucate

Freiwil­li­gen­ar­beit Afrika und Austra­lien – Silvia

Silvia hat mit uns ein wunderbares Sabbatical als Natur- und Artenschutzhelferin in Südafrika, Australien und auf den Seychellen verbracht. Hier berichtet sie von ihrer großartigen Zeit.

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Erfah­rungs­be­richte
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Freiwilligenarbeit in Südafrika, auf den Seychellen und in Australien – Silvias Erfahrungen

Im Herbst 2016 brach ich auf vom Flughafen Hamburg zu meinem Trip über 27 Wochen bzw. 189 Tagen oder auch 6,5 Monaten.

Erste Station: Südafrika

Über Dubai nach Johannesburg und Richards Bay verlief die Anreise reibungslos zu meinem ersten Projekt als Volunteer auf der südlichen Hälfte der Erdkugel, um dort zum Schutz gefährdeter Wildtiere Südafrikas beizutragen.

Alles war neu für mich: Volunteering, alleine Reisen, der fremde Kontinent, die südliche Hemisphäre. Entsprechend groß war die Aufregung: Welche Leute treffe ich? Habe ich an alles gedacht? Welche Unterkünfte erwarten mich? Fragen über Fragen.
Zusammen mit weiteren Volunteers wurde ich am kleinen und überschaubaren Flughafen in Richards Bay erwartet und per Kleinbus zu meiner ersten Station gebracht: ein Camp in einem riesigen Reservat in der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal. Auf dem Weg dorthin stieg auch unser „Monitor“ hinzu, unsere Betreuerin für die kommenden Tage.

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Wir waren insgesamt vier Volunteers plus Monitor Danny. Unsere Unterkunft im Camp, ein Volunteerhaus, war sehr großzügig geschnitten mit viel Platz in der Küche und angeschlossenem Gemeinschaftsraum, in dem wir unsere Mahlzeiten einnahmen. Jeder Volunteer hatte sein eigenes Zimmer; Danny ihr eigenes kleines Häuschen nebenan über den Hof. Das Beeindruckendste: Wir befanden uns mitten im Game Reserve! Manchmal konnten wir die Impalas und Warzenschweine sehen oder sogar die Löwen brüllen hören.

Nachdem wir in das Camp eingeführt, wichtige Sicherheitshinweise erhalten und in die Telemetrie zum Auffinden der von uns zu suchenden Tiere unterwiesen wurden, war die Basis für den Ablauf der kommenden Wochen geschaffen: Morgens in aller Früh fuhren wir bis zum Vormittag durch das 23000 Hektar große Reservat – vorbei an Giraffen, Zebras, Nashörnern und Elefanten sowie den anmutigen Impalas und Nyalas, um die als gefährdet geltenden Wildhunde zu finden und zu beobachten. Dazu benutzten wir eine Antenne, mit der wir die Signale der Halsbänder einiger Wildhunde empfingen. Es war immer ein aufregendes Gefühl, das Piepen wahrzunehmen, welches die Nähe der Hunde ankündigte. Die Wildhunde waren jedoch nicht die einzigen Bewohner des Reservats, die für uns von Interesse waren. So gehörte auch das Auffinden von Geparden und Löwen zu unseren Aufgaben, die jedoch sehr selten zu sehen waren.

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Büffel gab es wesentlich mehr, in Herden und in jedem Alter. Es kam auch vor, dass sich Nashörner unter die Büffelherde mischten. Es war einfach wunderbar, die Tiere zu beobachten und sich in der atemberaubenden Landschaft zu bewegen. Im Anschluss hatten wir etwas Freizeit, die wir beliebig gestalten konnten. Die zweite Schicht des Tages begann am Nachmittag und endete in den Abendstunden. Nach Rückkehr von der zweiten Schicht bereiteten wir unser Abendessen zu, ließen die Ereignisse des Tages Revue passieren und gingen schließlich zu Bett.

Das frühe Aufstehen war für mich eine echte Herausforderung und gewöhnungsbedürftig. Aber einmal draußen auf der Bank der Ladefläche des Geländewagens zu sitzen, am frühen Morgen in Erwartung des Sonnenaufgangs die Warzenschweine, Büffel und Impalas beim „Frühstück“ zu beobachten, die kühle Brise des Morgens zu spüren, war etwas so Besonderes und ein wahrhaft ausgefallenes und wunderschönes Erlebnis für mich.

So vergingen insgesamt acht Wochen, die drei Campwechsel beinhalteten. Ich sah verschiedene Reservate des Landes, in denen mein Team und ich uns stets großflächig umherbewegten, um mittels Monitoringaktivitäten einen Beitrag zum Schutz der fantastischen Tierwelt, insbesondere der Wildhunde und Löwen, zu leisten. Jeden Tag zogen wir unsere Kreise durch den Park, erfreuten uns an der Üppigkeit der Natur, sahen zahlreiche Tierarten, wunderschöne Vögel mit einzigartigen Stimmen, beobachteten Elefanten beim Baden, sorgten uns um ein verletztes Nashorn und dessen Junges, bewunderten mehrfach die Löwenfamilien, denen wir so nah kamen, wie es keinem Safaritouristen möglich ist und kümmerten uns um die Wildhunde.

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Unser Monitor konnte uns sehr viel über die Tiere und ihr Verhalten erzählen. Die Anzahl der Tiere war immens, der Platz zum Leben für diese schien riesig. So viele Nashörner, Giraffen, Elefanten, Zebras, Nyalas, Büffel und auch Kudus. Ich denke, ich spreche für alle Volunteers, wenn ich sage, dass wir eine wunderschöne gemeinsame Zeit hatten. Diese war für mich sehr lehrreich und interessant in vielerlei Hinsicht. Die grüne üppige Weite, die Nähe zu den zahlreichen Wildtieren, der Frieden, aber auch die Aufregung, die uns jeden Morgen erwartete – einfach ein unbeschreibliches Erlebnis. In jedem Fall möchte ich dies wiederholen.

Zweite Station: North Island – Seychellen

Mit wunderschönen Erlebnissen machte ich mich am Neujahrstag 2017 auf den Weg auf die Seychellen, um mich dort dem Schutz gefährdeter Meeresschildkröten zu widmen. Um kurz nach 23 Uhr kam ich am kleinen Flughafen auf der Hauptinsel Mahé an. Nach einer Nacht im Hotel wurde ich am nächsten Morgen von einem äußerst netten Taxifahrer namens Richard von der Unterkunft abgeholt und gemeinsam mit einem weiteren Volunteer zur Fähre nach North Island gebracht – meinem Zuhause für die kommenden acht Wochen. Ich ahnte nicht, wie schnell diese vorüber sein sollten, wie schwer es mir fallen würde, diese kleine Insel von nur gut zwei Quadratkilometern wieder zu verlassen und wie oft ich mir wünschen würde, dorthin zurückzukehren.

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Auf der Insel angekommen, lernte ich Mitarbeiter und weitere Volunteers, wichtige Sicherheitsregeln sowie meine Unterkunft kennen. Der Tagesablauf meines Teams gestaltete sich wie folgt: Nach dem Frühstück starteten wir mit unserer allmorgendlichen Strandpatrouille. Drei Strandabschnitte waren abzulaufen, um nach Schildkrötenspuren oder -nestern Ausschau zu halten oder die Tiere selbst zu beobachten. Wenn wir Spuren oder Nester gefunden hatten, galt es diese zu kennzeichnen: Nestnummer, Datum, Schildkrötenart, ein Fragezeichen für ein vermutetes Nest und ein Ausrufezeichen, wenn die Schildkröte beim Legen beobachtet wurde. Neben der Durchführung der Strandpatrouille schnorchelten wir und machten Fotos von der Unterwasserwelt, um die auf den Fotos festgehaltenen Fische oder andere Meeresbewohner zu identifizieren. Auch das Entfernen von Kokospalmen und das Erfassen der GPS-Koordinaten vom Aufenthaltsort der Landschildkröten und deren Verhalten zählte zu unserem Aufgabenbereich.

In meinen Augen hat auf den Seychellen alles gestimmt: das gesamte Team, die Inselbewohner, die Umgebung, die Verpflegung. Besonders gefallen hat mir die Arbeitsweise unserer Betreuer. Sie übertrugen uns Verantwortung und standen jederzeit für Fragen und Erklärungen zur Seite. Für mich war und bleibt die Nordinsel der Seychellengruppe ein Ort des Friedens, der Erholung und Ruhe, des Vertrauens und der Freude. Ich habe die Strandpatrouille genossen, jeden Morgen, jeden einzelnen Tag. Abends am Strand zu sitzen und den Wellen zu lauschen, hat mich mit purem Glück erfüllt. Besonders die gemeinsam verbrachte Zeit mit neuen Menschen betrachte ich als Momente von unschätzbarem Wert. Demzufolge fiel mir der Abschied nach acht Wochen alles andere als leicht. Ich wollte bleiben und hege seitdem stets den Wunsch, auf die Insel zurückzukehren.

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Ende Februar 2017 endete mein Seychellenaufenthalt. Am Abend des ersten März stieg ich am Flughafen in Brisbane/Eastern Australia aus dem Flieger und startete in den dritten und letzten Teil meines Abenteuers, welcher weitere zwei Monate dauern sollte.

Dritte Station: Australien

Erster Eindruck: Schock! Von der idyllischen Insel in die Großstadt. Hier war ich auf mich allein gestellt. Nachdem ich zuvor stets abgeholt oder hingebracht wurde zu Flughafen oder Unterkunft, musste ich von nun an diese Dinge selbständig managen. Insgesamt war der Ablauf in Australien anders als ich es zuvor kennengelernt hatte.

Nach meiner Ankunft in Down Under hatte ich einen Tag zur Akklimatisierung. Als Unterkunft wählte ich das Hostel, in dem das Einweisungstreffen mit unserer Betreuerin stattfinden sollte. Zwei Tage später brachen mein Team und ich gemeinsam mit unserer Betreuerin auf und fuhren mit einem Kleintransporter und all unserem Gepäck in den Springfield Nationalpark, etwa anderthalb Stunden südlich von Brisbane. Dort sollten wir die erste Woche über auf einer riesigen Farm arbeiten.

Nachdem wir uns eingerichtet hatten, zeigten uns die Eigentümer ihre Farm und unsere erste kurze Schicht am Nachmittag begann. Unsere Arbeit bestand darin, die unerwünschten, nichtaustralischen Pflanzen, abzuschneiden und die Schnittstelle mit Gift zu versehen. Es wurde großer Wert auf Arbeitsschutz gelegt. So mussten wir lange Kleidung tragen, Hut, Schutzbrille, Arbeitshandschuhe, Sonnen- und Insektenschutz. Gearbeitet haben wir mit Handsäge und Baumschere. Jeder Arbeitstag begann früh am Morgen, wurde unterbrochen von einem stärkenden Mittagsmahl und endete am frühen Nachmittag. Nach getaner Arbeit führte uns unsere Betreuerin an traumhafte Aussichtspunkte oder ermöglichte es uns, Wanderungen durch Australiens eindrucksvollen Regenwald zu unternehmen.

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Nach Beendigung des Farmprojekts stand für einige von uns die Abreise bevor, ich hingegen fuhr zurück ins Hostel und verbrachte die kommenden zwei Tage in Eigenverantwortung. Nach dem Wochenende reisten neue Volunteers an; gemeinsam fuhren wir jeden Tag der angebrochenen Woche mit dem Bus an einen anderen Ort in Brisbane, um mit verschiedenen Freiwilligen aus der Umgebung zusammenarbeiteten. In der Regel kehrten wir am Nachmittag zurück ins Hostel und konnten daraufhin unsere freie Zeit beliebig gestalten. Wir kochten gemeinsam zu Abend, gingen ins Kino oder unternahmen Ausflüge. So reiste ich für zwei Tage an die Sunshine Coast nördlich von Brisbane in den Badeort Noosa – traumhaft!

Es vergingen zwei Wochen in Brisbane und damit auch meine Zeit als Volunteer an der Ostküste. Mit einer Pause von einer Woche setzte ich meine Reise über Sydney nach Perth an die Westküste fort. Der Ablauf dort, in einem Nachbarort von Perth namens Fremantle, gestaltete sich ähnlich: Wir trafen uns zu Beginn des Wochenendes mit unserem Betreuer, erhielten eine Einweisung, konnten das Wochenende zu unserer freien Verfügung nutzen und verbrachten die folgende Woche schließlich mit Pflanzarbeiten, Unkraut jäten und Rückschnitt von nicht einheimischen Pflanzen in verschiedenen Parks der Großstadt oder am Strand in den Dünen. Nach insgesamt sechseinhalb Monaten voller neuer Eindrücke, neu gewonnener Fähigkeiten und neuer Energie neigte sich mein Sabbatjahr schließlich dem Ende entgegen. So flog ich im April von Perth via Dubai nach Hamburg, wo ich von meiner Familie in Empfang genommen wurde.

Abschließende Gedanken

Ich war eine lange Zeit unterwegs und ich möchte keinen Tag davon missen. Es gab gute Tage, sehr schöne Momente, aber auch traurige und Heimweh. Meine schönste Zeit verbrachte ich auf der Nordinsel der Seychellen. Südafrika war eine tolle Erfahrung. Das Leben in den Camps und die unmittelbare Nähe zu den Wildtieren – das fehlte mir in Australien etwas. Ich hätte mir gewünscht, auch dort mehr in der Wildnis zu arbeiten mit einem festen Team. Die Arbeit dort, die ich miterlebt habe, ist sehr wichtig und genießt in der Bevölkerung hohe Anerkennung. Sehr oft dachte ich mir, dass so etwas auch in Deutschland nützlich wäre. Auch die Leiter, meist junge engagierte Leute, die jeden Tag die Gruppe in unterschiedlichsten Konstellationen, nicht immer einfach, mit viel Geduld und Motivation geführt haben, verdienen höchsten Respekt und ich mochte sie. Es ist jedoch eine andere Form der Organisation, die für mich nicht so geeignet ist.

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Ich wünsche mir sehr, dass ich die Gelegenheit bekomme, meine Erfahrungen zu vertiefen und wieder Freiwilligenarbeit leisten zu können. Abgesehen davon, dass ich denke, damit in irgendeiner Art der Natur zu dienen, bin ich beeindruckt, wie viele Menschen es gibt, die sich im Umwelt- und Tierschutz engagieren und verantwortlich fühlen, dafür leben oder einfach nur für einen kurzen Zeitraum helfen und sich damit selbst einen großen Gefallen tun, sich selbst helfen, entspannen.

Ich danke Natucate, dem Team und Daniel im Besonderen, der mich beraten und informiert hat, während der Reise immer interessiert war und geholfen hat, wenn nötig und mit seinem Weitblick für einen reibungslosen Ablauf gesorgt hat. Ich fühlte mich fantastisch aufgehoben und werde bei der nächsten Gelegenheit wieder Kunde sein. DANKE vielmals.

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