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Field Guide Level 1 Botswana - Carmen

Carmen hat am Field Guide Level 1 Kurs in Botswana teilgenommen. Erfahre in ihrem Bericht, wie der afrikanische Busch sie verändert hat und welche Tipps sie zukünftigen Teilnehmern mitgibt.

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Erfah­rungs­be­richte
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Steckbrief

Name: Carmen

Alter: 31

Kurs: Field Guide Level 1

Land: Botswana

Stell dir vor, du wachst auf – nicht vom Wecker, sondern vom lauten Ruf eines Frankolins direkt neben deinem Zelt. Die Luft ist noch frisch, der Himmel verfärbt sich langsam. In der Ferne brüllt ein Löwe. Du greifst nach deiner Stirnlampe, schlüpfst in deine Schuhe, trittst aus dem Zelt und bist mittendrin: In Botswana. In der Wildnis. In deinem neuen Alltag.

Zugegeben, meistens war es doch der Wecker, der einem aus dem Tiefschlaf riss. Trotzdem, etwa so beginnt jeder Tag beim Field Guide Level 1 Kurs in Botswana. Natur pur, Herausforderung, Gemeinschaft und eine Ausbildung, die weit über das hinausgeht, was man sich vorher ausgemalt hat. Gerne möchte ich dir hier einen Einblick und ein paar Do’s and Dont’s mitgeben, damit auch deine Reise ein Erlebnis für die Ewigkeit wird.

Zwischen Löwen und Lernstress

Der afrikanische Busch hat eine ganz eigene Anziehungskraft und Magie. Zumindest für mich. Und deshalb war klar: ich möchte längerfristig zurück. Ein offizielles Guidingzertifikat dafür zu erlangen, stand ebenfalls fest. Da ich nur ein begrenztes Zeitfenster hatte, erschien die vierwöchige Ausbildung in Botswana wie geschaffen. Nicht lange überlegt und gebucht war der Kurs.

Wer nun glaubt, dass die vier Wochen entspannter sind als die üblichen acht Wochen Kurse, den muss ich leider enttäuschen. Zu den vier Wochen vor Ort gehört nämlich ganz viel Vorarbeit, namentlich lernen, zu Hause.

Die Organisation durch Natucate war von Anfang an top: Briefings im Voraus, Infos über Abgabetermine, gute Kommunikation und Meetings mit allen Teilnehmenden. Das gibt Sicherheit, vor allem wenn man in eine Umgebung reist, die so wenig mit dem Gewohnten zu tun hat. Du spürst, dass das Team wirklich engagiert ist und den Anspruch hat, nicht nur zu vermitteln, sondern auch wirklich zu begleiten. 

Löwin
Impala
Nyala

Die Ankunft – irgendwo im Nirgendwo

Okavango Delta, Botswana. Der Traum von allen Bush-Liebhaberinnen. Und das Camp liegt auf einer privaten Konzession. Bitte zwickt mich jemand! Es war abgelegen, wild, ursprünglich. Einzig ein Zaun gegen Elefanten umgibt das Camp. Duschen? Ja, mit Eimern und immerhin warmen Wasser. Entspannung? Ja, durch Entschleunigung. Luxus? Ja, in Form von unberührtem Busch als Nachbarn. Ich wusste: Ich bin angekommen. Nicht in einem Hotel. Sondern an einem Ort, an dem die Natur den Takt vorgibt.

Vorbereitung ist die halbe Miete

Der Kurs selbst ist intensiv. Sehr intensiv. Und das sage ich, obwohl ich bereits als Guide gearbeitet habe, einiges an Vorwissen mitbrachte und die Fahrten mit den großen Game Drive Vehicles gewohnt war.

Nun realisierte ich, warum das Workbook im Voraus durchgearbeitet werden musste, weshalb es ratsam war, bereits Vogelrufe zu lernen oder Theoriewissen zu büffeln. Glaubt mir, es erspart euch eine Menge an Stress und Druck vor Ort. Denn die Tagesabläufe sind eng geplant, und es ist wirklich eine riesige Menge an Lernstoff. Und das auch noch auf Englisch. Ja, ich beherrsche Englisch gut, aber lernt mal Fachbegriffe, die ihr nicht mal auf Deutsch kennt (bsp.: Digitigrade oder Monocotyledons). Aber wir waren eine Gruppe von Menschen, die gemeinsam lernen wollten, und deshalb konnte man immer auf die Unterstützung der anderen zählen. Diese Gruppendynamik war unglaublich beflügelnd.

Ob Spurenlesen im Sonnenaufgang, Pflanzenkunde oder Verhalten von Wildtieren deuten, das alles geschah draußen. Wir lernten mit der Sonne, mit dem Wind und mit dem, was die Natur uns zeigte. Und manchmal zeigte sie uns Großartiges: Elefanten im Sonnenuntergang, Löwen, die durch das hohe Gras streiften, eine Tüpfelhyäne, die neugierig an unserem Landcruiser roch. Das wichtigste dabei: Erwarte nie etwas. Freue dich über alles. Dieser Satz wurde zu meinem Mantra. Sightings sind Geschenke und kein Wunschkonzert. Und das ist gut so.

Elefant
Zebras
Giraffe

Zwischen Stress und Sternenhimmel

Ich hatte genug Erlebnisse von Freunden gehört, die bereits einen Guidekurs besucht haben, um zu wissen, dass es kein Zuckerschlecken wird. Es ist keine Safari, es ist eine Ausbildung. Von frühmorgendlichen Wake-up Calls um 5 Uhr über lange Drives, dicht gefolgt von Theoriestunden, über das ständige Wiederholen der Vogel- und Froschrufe bis hin zum wiederholten Erklären, wie genau das Okavango Delta jetzt entstanden ist.

Es braucht Disziplin, Durchhaltewille und eine große Portion Motivation. Wirklich! Bitte versteht mich nicht falsch. Trotz dieser Strapazen ist es unglaublich bereichernd, du hast eine riesige Menge Spaß und Freude. Du erlebst wunderbare Dinge, bist eins mit dem Busch, trinkst Kaffee beim Beobachten von Giraffen und fährst im Gleichschritt mit Löwen dem Sonnenuntergang entgegen. Sowas ist einfach nur berauschend und lässt mein Herz höher schlagen.

Klingt bider, aber ich war froh, dass es selten zu ausufernden Abenden am Lagerfeuer kam und kein Gefühl von Gruppendruck da war, wenn man mal früher ins Bett wollte. Und glaubt mir, das will man, trotz des obligaten Powernaps am Mittag. Zumindest, wenn man 30 ist, so wie ich. Was aber nicht bedeutet, dass wir unser Vergnügen mit Gin und wirklich irrsinnig tollen und tiefen Gesprächen unter dem Sternenhimmel nicht hatten – und wow, dieser Sternenhimmel! Macht einen einfach immer wieder sprachlos und ehrfürchtig.

Zwei Autos an Wasserloch in Botswana

Das Herz des Kurses

Was diesen Kurs besonders macht, ist nicht nur die Wildnis, sondern die Menschen. Die Trainer waren hervorragend, fordernd und fördernd, aber auch mit einem riesigen Herz und endlos viel Wissen. Und die Gruppe? Ich habe selten erlebt, wie schnell aus Fremden ein Team wird. Der Umgang war geprägt von Unterstützung und der Bereitschaft, auch mal über sich selbst zu lachen.

Gerade in schwierigen Momenten, von denen es garantiert welche geben wird, etwa wenn man alleine einen Reifen wechseln soll, einen mentalen Breakdown hat oder beim Identifizieren eines Baumes komplett danebenliegt. Genau
diese Gemeinschaft ist es, die einem trug. Wir lernten zusammen, machten Fehler zusammen und feierten Erfolge zusammen.

Struktur ade

Vieles war sehr gut organisiert, aber manchmal fehlte mir etwas Struktur, besonders, wenn Aufgaben unklar verteilt, Lerninhalte nicht definiert oder die Lernmittel unbefriedigend waren. Aber dann versuchte ich mich zu erinnern: Afrika hat seine eigene Uhr. Eine, die anders tickt, die atmet und im hier und jetzt steht. Und das ist gut so. Man muss lernen, sich darauf einzulassen und vielleicht ist genau das ein Teil des Trainings.

Das Essen war grandios, und über traditionelle botswanische/afrikanische Gerichte wie Samp (Maisgericht) bis hin zu Spaghetti gab es alles. Und es war immer genug für alle da. Außer vielleicht beim Frühstück, das immer im Busch gegessen wird, fehlten mal ein paar Instantporridges. Kaffee gab es dafür mehr als genug! Genauso wie grandiose Aussichtsplätze.

Während des Kurses war das Team von Natucate aktiv, interessiert und präsent. Daniel fragte mehrmals nach, ob alles passt und ich mich wohlfühle. Das ist ein echtes Zeichen von Verantwortung und Fürsorge. Auch wenn ich Fragen hatte, konnte ich Daniel immer erreichen und erhielt unglaublich rasch Rückmeldungen.

Game Drive

Schön, aber was sind nun die Tipps?

Jaja, genug gelesen, hier kommen nun ein paar ernstgemeinte Tipps für alle, die überlegen, diesen Kurs zu machen:

  • Vogelrufe frühzeitig lernen: Ohne Scheiss, fang vor dem Kurs damit an, wirklich! Dafür bieten sich Apps wie cards2brain oder Quizlet an.

  • Zeit zur Vorbereitung ist essenziell: Wenn du gut vorbereitet anreist, kannst du dich mehr aufs Vertiefen konzentrieren statt aufs Aufholen.

  • Mückennetz mitnehmen: Auch wenn die Zelte natürlich Moskitonetze an den Türen haben, schützt ein zusätzliches besser und hilft gegen nervige Summtöne.

  • Entspannen: Versuche, trotz Lernstress ruhige Momente für dich zu finden und dankbar für die Zeit im Busch zu sein. Es ist einmalig!

  • Elektrolyte und Antihistamine: gehören ins Gepäck, ebenso wie eine gute Taschenlampe.

  • Nicht verrückt machen: Du musst nicht alles sofort können. Aber du solltest bereit sein, es zu versuchen, jeden Tag aufs Neue.

  • Genieße es: Nimm den Busch mit all deinen Sinnen wahr. Schließ mal die Augen und höre nur, nimm einen tiefen Atemzug und rieche das Gras, fühle die verschiedenen Texturen von Blättern.

Elepfant Sonnenuntergang
Landschaft Botswana

Fazit

Ich bin mit einiger Erfahrung, aber auch vielen Erwartungen gekommen. Ich habe wieder gelernt zu lernen. Wann zuletzt hatte ich mich so intensiv in Stoff vertieft, Formulierungen geübt, Vögel identifiziert, Pflanzen beschrieben? Ich habe meine Grenzen neu kennengelernt, körperlich und mental. Aber ich habe sie auch verschoben. Ich habe Vertrauen in meine Fähigkeiten als Guide gewonnen. Bestätigung erhalten, dass es das ist, was ich machen will, und dass ich gut darin bin. Und ich habe mal wieder realisiert, wie klein wir Menschen eigentlich sind, aber wie groß unser Einfluss auf diese fragile Welt ist.

Wenn du Afrika liebst, wird dich dieser Kurs auf einer ganz neuen Ebene berühren. Es ist kein reines Beobachten, sondern ein tiefes Eintauchen – in Rhythmen, Zusammenhänge und Stimmungen, die man sonst nicht so erleben würde. Es verändert, wie du den Busch siehst, hörst und spürst. Und es hinterlässt eine unendliche Dankbarkeit und Ehrfurcht, die bleibt und tief in dir etwas verändert.

Wenn du dir also überlegst, diesen Kurs zu machen: Tu es. Aber komm nicht, weil du nur Elefanten sehen willst. Komm, weil du verstehen willst, was es heißt, Teil des Ökosystems zu sein. Komm mit offenem Herzen, mit Bereitschaft zu lernen und mit einem Fernglas. Ich würde es wieder tun. Genau so.

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