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Freiwilligenarbeit Malawi - Dennis
Dennis hat sich als Freiwilliger beim Wildtier-Monitoring-Projekt im Liwonde-Nationalpark in Malawi engagiert. Erfahre mehr über seine Erlebnisse!
Steckbrief
Name: Dennis
Alter: 34
Projekt: Wildtier Monitoring
Ort: Liwonde Nationalpark, Malawi
Dauer: 3 1/2 Wochen (September bis Oktober)
Erfahrungsbericht Freiwilligenarbeit Malawi: Wildtier Monitoring
Im Rahmen des Freiwilligenprojekts „Wildtier Monitoring“ hatte ich die Möglichkeit, dreieinhalb Wochen in Malawi zu verbringen und dabei wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Um diese zu teilen und zukünftigen Teilnehmern die Vorbereitungen zu erleichtern, werde ich meine Eindrücke im Folgenden schildern. Es ist mir dabei wichtig vorab zu erwähnen, dass es sich hier ausschließlich um meine subjektiven und individuellen Eindrücke handelt, die nicht zwangsweise von anderen Teilnehmern gleichermaßen empfunden werden.
Vorbereitung auf meinen Projektbesuch in Malawi
Die vorherige Beratung zum Projekt lief aus meiner Sicht hervorragend. Daniel beriet mich frühzeitig umfassend über die Gegebenheiten vor Ort und die nötigen Vorbereitungen. Schwerpunkte waren hierfür die Einreichung der Nachweise über eine vorhandene Tollwut-Impfung und ein negativer Tuberkulose-Test. Ein Visum war für meine Reise von Deutschland nach Malawi (über Äthiopien) nicht notwendig.
Etwa eine Woche vor Reisebeginn schrieb mich Edith von der lokalen Partnerorganisation an und informierte mich umfassend über die Abläufe an meinem Anreisetag. Außerdem fügte sie mich einer WhatsApp-Gruppe aller Volunteers vor Ort hinzu. Dies war sehr zweckmäßig, Fragen konnten frühzeitig geklärt und Informationen geteilt werden.
Zusätzliche Vorbereitungen sollten folgende Punkte umfassen:
• Beschaffung angemessener Outdoor-Kleidung: Insbesondere in entsprechenden Farben (alles, was beige, braun, olive usw. ist, schützt euch nicht nur vor lästigen Fliegen, sondern sieht auch professionell aus). Meine Empfehlung ist, trotz der warmen Temperaturen lange Ärmel und Hosenbeine zu tragen, um euch vor den verschiedenen Insekten zu schützen. Geeigneter Insektenschutz sollte ebenfalls vorhanden sein.
• Auseinandersetzen mit der Malaria-Thematik: Bewertet das Risiko – ggf. in Absprache mit einem Arzt – und besorgt euch die entsprechenden Medikamente. Auch darüber hinaus empfiehlt sich die Zusammenstellung einer Reise-Apotheke, da es vor Ort wirklich sehr schwierig ist, an geeignete Medikamente zu kommen. Ich selbst habe keine Malaria-Prophylaxe eingenommen und hatte nur ein Medikament zur akuten Bekämpfung dabei, welches ich nicht nutzen musste.
• Lerne vorab die Tierwelt kennen: Je nach eurem Erfahrungslevel; setzt euch bereits im Vorfeld mit der Tierwelt im Nationalpark auseinander. Ihr braucht keine umfassenden Vorkenntnisse, aber da sich ein Großteil der Arbeit auf die Identifikation von Arten stützt, solltet ihr folgende Arten sicher erkennen können: Löwe, Gepard, Tüpfelhyäne, Afrikanischer Wildhund, Elefant, Impala, Kudu, Ellipsen-Wasserbock, Warzenschwein, Riedbock, Südliche Schirrantilope, Erdbeerköpfchen, Pavian, Kuhantilope, Spitzmaulnashorn, Weißrückengeier, Palmgeier, Wollkopfgeier. Diese Arten werden am ehesten im Projekt thematisiert werden (was nicht zwangsläufig bedeutet, dass ihr sie alle zu Gesicht bekommt). Ihr solltet euch selbstverständlich auch mit den englischen Bezeichnungen vertraut machen. Natürlich werdet ihr auch sehr viele andere Arten antreffen, die könnt ihr dann vor Ort lernen. Besorgt euch ggf. ein Bestimmungsbuch, dieses hilft euch auch bei der Arbeit vor Ort.
Projekt in Malawi
Vor Ort in Malawi werden durch den Partner zwei verschiedene Arten von Volunteering angeboten: Man hat die Möglichkeit, im Wildlife Center zu unterstützen oder am Wildtier-Monitoring im Liwonde-Nationalpark teilzunehmen. Einige Volunteers entscheiden sich auch für eine Kombination aus beiden Tätigkeiten und nehmen an beiden Projekten jeweils für einen bestimmten Zeitraum teil. Es ist wichtig, stets zu wissen, an welchem Projekt man teilnimmt, und bereitgestellte Informationen dementsprechend richtig einzuordnen, da sich viele Abläufe und Gegebenheiten bei den beiden Projekten deutlich unterscheiden!
Anreise und Ankunft in Malawi
Meine Anreise verlief reibungslos und Edith holte mich pünktlich am Lilongwe Airport ab. Am Flughafen habe ich Geld in der lokalen Währung am Automaten abgehoben. Mir wurde mehrfach berichtet, dass dies nicht immer möglich ist. Ich empfehle daher, etwas Reservebargeld in US-Dollar mitzubringen (ich habe 300$ mitgenommen). Außerdem besorgte mir Edith direkt am Flughafen eine SIM-Karte. Diese wurde mit 30 GB für meinen knappen Monat aufgeladen, was mehr als genug war.
Egal an welchem Projekt man teilnimmt, ist das Wildlife Center für alle Volunteers der erste Anlaufpunkt. Die Fahrt vom Flughafen zum Center dauert etwa 30 Min. Auch wenn man am Wildtier-Monitoring-Projekt teilnimmt, verbringt man die erste Nacht im Center in Lilongwe. Da es nicht jeden Tag einen Transfer vom Center zum Nationalpark gibt, kann es auch vorkommen, dass man zwei bis drei Nächte im Center verbringt, bevor man zum Nationalpark gefahren wird. Ich hatte hier Glück und durfte meine Reise direkt am Folgetag um 07:30 Uhr antreten.
Die Fahrt zum Nationalpark dauert etwa fünf bis sechs Stunden und bietet bereits eine erste Gelegenheit, sich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen. Solltet ihr noch die Gelegenheit bekommen, einzukaufen, nutzt sie! Ihr werdet in Liwonde nur wenige Gelegenheiten zum Einkaufen haben und die Versorgung ist sehr begrenzt. Ihr könnt auch im Vorfeld über die WhatsApp-Gruppe Kontakt zu den Volunteers vor Ort aufnehmen und fragen, ob ihr etwas mitbringen sollt – dies kann für die Jungs und Mädels vor Ort extrem hilfreich sein.
Start im Liwonde-Nationalpark
Ich kam gegen 12:30 Uhr mittags am Research Center im Liwonde-Nationalpark an und wurde dort herzlich empfangen. Vor Ort befinden sich meist zwei der ortsansässigen Wissenschaftler sowie bis zu fünf Volunteers. Das Center befindet sich am Rand des Nationalparks; das Gelände ist umzäunt. Dementsprechend findet man keine der größeren Tiere innerhalb des Geländes, man trifft aber durchaus auf verschiedene kleinere Säugetiere wie Paviane und Grünmeerkatzen und selbstverständlich auf verschiedenste Vogelarten.
Unterkunft und Versorgung im Liwonde-Nationalpark
Das Gelände besteht aus dem Research Center, Sanitärgebäuden für Frauen und Männer sowie dem Unterkunftsgebäude. Dieses bietet mit zwei Doppel- und einem Einzelzimmer bis zu fünf Freiwilligen Platz. Man findet westliche Toiletten und Duschen mit fließendem Wasser an, die sich stets in einem tadellos gereinigten Zustand befinden. Die Unterkunft bietet bequeme Betten mit Moskitonetzen und Ventilatoren, ist ansonsten aber einfach gehalten. Im Research Center befindet sich eine voll ausgestattete Küche und ein Aufenthalts- bzw. Arbeitsbereich, in dem sich der Großteil des Tages abspielt.
Da die Versorgung generell eingeschränkt ist, muss man sich darauf einstellen, dass Strom und Wasser nicht immer verfügbar sind. Wenn man sinnvoll vorsorgt, stellt dies aber kein großes Problem dar. Achtet immer darauf, dass der Wasserfilter vor Ort gefüllt ist und die Wasservorräte der Sanitäranlagen voll sind. Ladet eure Handys, Kameras usw. rechtzeitig und nicht erst, wenn die Energie zu Neige geht. Nehmt euch eine Powerbank mit und achtet darauf, dass diese immer vollgeladen ist.
An Montagen und Donnerstagen ist ein Koch vor Ort, der Mittag- und Abendessen zubereitet. Die restlichen Mahlzeiten werden selbst zubereitet. Ihr könnt euch in der Gruppe absprechen, ob ihr gemeinsam kocht oder ob sich jeder um sich selbst kümmert. Man hat genug Lebensmittel vor Ort, um sich zu versorgen, dennoch muss jedem bewusst sein, dass die Auswahl überschaubar ist.
Man muss sich mit der Realität auseinandersetzen, dass die Versorgung mit vielen Dingen, die in Deutschland selbstverständlich sind (bestimmte Lebensmittel, Kraftstoff, Strom, Wasser usw.) in Malawi nicht immer gewährleistet ist. Dies kann eine sehr wertvolle Erfahrung sein. Dennoch sollte man ich im Voraus überlegen, ob man damit zurechtkommt. Nehmt euch auch die Dinge, die ihr unbedingt benötigt, von zu Hause mit. Da die Versorgung vor Ort rein vegetarisch und eher arm an Proteinen ist, habe ich mir viele Eiweißriegel sowie eine Packung Proteinpulver und einen Shaker mitgenommen – für mich persönlich eine sehr sinnvolle Entscheidung.
Aktivitäten und Aufgaben im Projekt
Nach meiner Ankunft bezog ich mein Zimmer und wurde dann umfassend in das Projekt eingewiesen. Hier gewann ich einen Eindruck, der sich über das gesamte Projekt festigte: Die Wissenschaftler vor Ort sind mit Herzblut in das Projekt involviert, machen aus den überschaubaren Mitteln vor Ort extrem viel und leisten einen sehr wertvollen Beitrag zum Arten- und Naturschutz in Malawi!
Die Hauptaufgabe des Projektes besteht – wie der Name sagt – aus dem Monitoring der Arten von Interesse. Dies sind Löwen, Geparden, Afrikanische Wildhunde, Tüpfelhyänen, Zebras, Kuhantilopen, Erdbeerköpfchen und verschiedene Geier-Arten. Um die Aufenthaltsorte und Bewegungsmuster von Individuen dieser Arten zu ermitteln, fährt man im Regelfall zweimal am Tag mit dem Research-Auto in den Nationalpark und ist dort ca. drei bis vier Stunden pro Fahrt unterwegs. Findet man eines der aufgezählten Tiere, wird die Beobachtung schriftlich festgehalten. Einige der Tiere sind auch mit Sendehalsbändern ausgestattet, die mittels einer Funkantenne geortet werden können. Dies bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass man diese Tiere auch immer zu Gesicht bekommt, da die Ortung nur eine grobe Richtung vorgibt und sich viele der Tiere sehr gut verstecken – haltet also immer gut die Augen offen!
Für mich waren die Fahrten in den Park von Anfang bis Ende etwas Besonderes. Man sieht wirklich auf jeder Fahrt etwas Neues und neben der Fülle an Wildtieren besticht der Park, der durch einen breiten Fluss durchzogen und von Palmen gespickt ist, auch mit seiner Landschaft. Einziger Nachteil sind die Tsetse-Fliegen, die tatsächlich sehr penetrant sein können. Ihr Vorkommen war sehr abhängig von Areal und Tageszeit und es gab viele Fahrten, bei denen sie kaum eine Rolle spielten. Sie konnten aber auch sehr nervig sein.
Neben den Fahrten findet das Monitoring auch durch das Aufstellen und Auswerten von Wildkameras statt. Ein Mal pro Woche fahrt ihr alle Kameras ab, wechselt ggf. die Batterien und zieht die Dateien der Speicherkarten auf den mitgeführten Laptop. Die Bilder werden später von Wissenschaftlern in Zusammenarbeit mit euch ausgewertet. Die Auswertung der Bilder nimmt neben den Fahrten im Park die meiste Zeit ein und macht sehr viel Spaß, da man seine Artenkenntnis verbessert und viele spannende Tierbeobachtungen macht, vor allem von den nachtaktiven Tieren, die man sonst selten zu Gesicht bekommt.
Darüber hinaus helft ihr bei allem mit, was die tägliche Arbeit so mit sich bringt: Besorgungsfahrten in der Stadt oder auf dem Markt, Erstellung von Berichten, Absprachen mit den Rangern oder der Parkleitung und vielem mehr. Wenn ihr sehr viel Glück habt, könnt ihr auch bei besonderen Vorhaben wie bei der Besenderung von Tieren dabei sein und sogar mitwirken. Dies kommt aber immer darauf an, welche Vorhaben in dem von euch gewählten Zeitraum anstehen.
Mein Rat ist: Immer wenn ihr die Möglichkeit habt an irgendetwas teilzunehmen – nutzt sie! Ich selbst durfte am Rangers Run 2025 teilnehmen, einem Halbmarathon durch den Nationalpark, um Aufmerksamkeit für die Arbeit der Ranger zu generieren. Dies war eine herausragende Erfahrung für mich, da ich vollkommen in die Kultur der Menschen vor Ort eintauchen durfte und unheimlich herzlich aufgenommen und integriert wurde. Die Fahrten fanden von Montag bis Freitag zweimal am Tag statt, am Samstagnachmittag und am ganzen Sonntag gab es keine Fahrten.
Freizeit während des Projekts
Der Sonntag bot sich folglich immer dafür an, in Absprache mit den Guides des Parks Aktivitäten zu planen. Wir lernten Nelson kennen, einen hervorragenden Guide, der stets verfügbar war und auf unsere individuellen Wünsche einging. Mit ihm unternahmen wir Walking-Safaris, eine Bootsfahrt auf dem Fluss und eine Birding-Tour, bei der wir an einem einzigen Tag im Park 84 verschiedene Vogelarten identifizieren konnten!
Abreise vom Monitoring-Projekt
Nach drei Wochen vor Ort endete das Abenteuer für mich. Ich wurde mittags am Research Center abgeholt und zum Wildlife Center nach Lilongwe gebracht, wo ich wieder eine Nacht verbrachte. Am folgenden Vormittag wurde ich dann zum Flughafen gefahren, und wie bei der Anreise verlief auch hier alles reibungslos. Für mich war die Zeit in Malawi eine absolut positive Erfahrung, die ich jederzeit weiterempfehlen würde.
Meine Highlights in Malawi
- Wundervoller Park mit einer Fülle an wilden Tieren und schönen Landschaften.
 - Beobachtung seltener Tiere wie Geparden, Spitzmaulnashörner und afrikanische Wildhunde.
 - Eine große Zahl an verschiedenen Vogelarten.
 - Sehr wenig touristische Aktivität.
 - Einblick in echte Wissenschaft, die einen nachhaltigen Einfluss auf Natur- und Artenschutz hat.
 - Eintauchen in die reale Kultur des Landes, was bei einer „normalen“ touristischen Reise in diesem Umfang niemals möglich wäre.
 - Die Herzlichkeit und Leidenschaft der Menschen vor Ort.
 - Kennenlernen der Individuen des Parks und ihrer jeweiligen Geschichte.
 - Austausch mit Gleichgesinnten – egal ob Wissenschaftler oder Volunteers.
 
Darauf solltet ihr achten:
- Die Versorgung vor Ort ist in vielen Bereichen eingeschränkt. Seid euch dessen bewusst und bereitet euch entsprechend vor.
 - Es handelt sich hier um wissenschaftliche Arbeit, nicht um eine Safari! Es wird also erwartet, dass ihr mitarbeitet und der Fokus liegt auf dem Monitoring, nicht auf allgemeinen Tierbeobachtungen oder den schönsten Fotos.
 - Einfache Tätigkeiten wie Besorgungsfahrten können zu langwierigen Angelegenheiten werden.
 - Pläne werden oft flexibel angepasst und verändert. Seid nicht überrascht, wenn die Dinge nicht so kommen, wie sie ursprünglich geplant waren.