Natucate

Freiwil­li­gen­ar­beit Namibia – Gesa

'Wir haben unsere Grenzen übertreten und vielleicht auch ein Stückchen mehr über uns selbst gelernt.' Erfahre mehr über Gesas einmalige Zeit in Namibia.

Ein freiwilliger Helfer blickt in die afrikanische Wildnis von Namibia
Erfah­rungs­be­richte
Die Gruppe der Volunteere freut sich nach Vollendung der Mauer

Volunteering in Namibia

Für deutsche Freiwillige starten die zwei Wochen Abenteuer in der namibischen Wüste zunächst mit fast heimischen Gefühlen. Unsere Reise beginnt in Swakopmund, der wohl südlichsten deutschen Stadt der Welt. Im Café Anton gibt es Käsekuchen, im Supermarkt spricht man deutsch, im Gesamtbild erscheint Swakopmund eher wie ein Kurort an der Nordsee. Von hier aus geht es mit dem Van gen Norden aus der Stadt; nach ungefähr zwei Stunden geradeaus geht es dann endlich rechts und auf die erste Sandpiste, von denen in den kommenden Wochen noch so viele folgen werden.

Auf dieser hier wurde in 2014 der neue Mad Max- Blockbuster mit Charlize Theron gedreht. Wer den Film kennt, schießt ein Erinnerungsfoto. Wer nicht – auch. In der Ferne leuchtet der Brandberg rot in der Nachmittagssonne. Mit jedem Kilometer, dem wir ihm näher kommen, leuchtet er ein bisschen mehr.

Ein freiwilliger Helfer blickt in die afrikanische Wildnis von Namibia
Artenschutz in Namibia: Die Errichtung einer Mauer traegt zum Artenschutz vor Ort bei
Artenschutz: Eine Giraffe in der afrikanischen Wildnis Namibias

Base-Camp Volunteering

Am Wochenende konnten die Freiwilligen im Supermarkt ihren Süßigkeitenbestand aufstocken und im Pool des Brandberg Restcamps eine Runde schwimmen können. Aber so weit sind wir noch nicht. Vor uns liegt erstmal eine Woche harte Arbeit. Im Base-Camp angekommen sind alle zunächst erstaunt, wie heimelig dieser kleine Ort am Ufer des trockenen Flussbetts des Ugabs wirkt. Auf heißem Wüstensand stehen die Küche, das Schlaf-Deck, die Autowerkstatt und ja, auch ein paar Duschen gibt es hier. Alles ist Outdoor und das ist auch gut so. Für die meisten Freiwilligen ist es die erste Begegnung mit Afrika, aufgeregt wird sich umgeschaut, werden Fragen gestellt.

Ein freiwilliger Helfer blickt in die afrikanische Wildnis von Namibia

Auch, wie sicher das ganze hier denn ist. Immerhin werden wir für die nächsten zwei Wochen jede Nacht unter freiem Himmel verbringen. Chris, der Camp-Manager findet beruhigende Worte, gepaart mit ein paar Witzen. Wenn wir nachts ein Geräusch hören würden, dann seien das mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit nur ein paar Kühe oder Ziegen.

Wildlife gibt es hier im Umfeld des Base-Camps kaum noch. Damaraland ist kein Nationalpark, die meisten Tiere sind in weiter abgelegene Gebiete gezogen; hier leben nur noch die Farmer. Und natürlich die Elefanten. Um die dreht es sich in der ersten Woche allerdings noch weniger.

Die Construction Week

Am nächsten Morgen packen wir den Geländewagen und brechen auf zu einer der umliegenden Farmen, wo wir eine Mauer um einen Wassertank bauen werden. Die Mauer wird in Zukunft die Elefanten davon abhalten, ans Wasser zu gelangen und dafür sorgen, dass es weniger Konflikte zwischen Mensch und Tier gibt (human-wildlife-conflict). Das Freiwilligenprojekt startete als Petition, um die Wüstenelefanten zu retten, die vor einigen Jahren in diese Gegend zurückkehrten – und den Leuten vor Ort einen riesigen Schrecken einjagten! Die meisten der lokalen Farmer hatten überhaupt noch nie einen von den grauen Riesen gesehen!

Seitdem baut das Team nicht nur Mauern, sondern geht außerdem an Schulen und unterrichtet die Kinder im Umgang mit Elefanten, um in Zukunft das Zusammenleben zwischen Mensch und Tier entspannter zu gestalten. Als Freiwilliger sind wir für die Mauern zuständig. Neben der Farm wird ein einfaches Camp errichtet; geschlafen wird unter einer einfachen Zeltplane. Jeder bekommt eine Schlafmatte; gekocht wird jeden Abend über offenem Feuer, wo nach getaner Arbeit Geschichten unter tausenden von Sternen erzählt werden. Es ist ein einfaches Leben.

Ein Natucate-Volunteer baut mit einem anderen Volunteer eine Mauer auf

Und genau deshalb ist es so gut. Mit Voranschreiten der Tage bemerke ich, wie wir uns alle verändern. Wir werden entspannter, mutiger, fühlen uns wohler. Auch wenn es körperlich nicht die einfachste Arbeit ist, täglich mehrere Stunden Zement zu mixen und Steine zu schleppen, so ist das Ergebnis doch ein gutes. Wir benutzen unsere Hände wieder; wir spielen wieder draußen. Dass wir dabei ziemlich schmuddelig werden und unsere Dusche aus Kosmetiktüchern besteht– auch das stört uns nicht mehr.

Patrol Week

Umso herrlicher ist dann aber die Dusche am Freitagnachmittag zurück im Base-Camp. Am Abend wird gegrillt. Am nächsten Morgen geht es nach Uis, um den Tag in der - mehr oder weniger – Zivilisation zu verbringen (auf die aber eigentlich gar keiner so richtig Lust hat...) Am Sonntagmorgen startet das eigentliche Abenteuer: Wir folgen den Elefanten und gehen auf Patrouille! Patrouillen werden gemacht, um so viele Informationen wie möglich über die Elefanten zu sammeln, denn das macht hier draußen sonst niemand. Gibt es neue Babys? Sind alle Herdenmitglieder noch am Leben? Und natürlich ist die Patrouille außerdem die einmalige Chance für die Freiwilligen, mehr über die Tiere zu lernen und sie näher an sich heranzulassen. Denn nur wenn das passiert, nur wenn Freiwillige tatsächlich ins Land kommen und sich persönlich für die Tiere stark machen, wird es ihnen persönlich wichtig und nehmen sie das Gelernte mit nach Hause in ihre Heimatländer. Vom Base-Camp aus machen wir uns mit leichtem Gepäck auf den Weg in die Wildnis, folgen frischen Elefantenspuren durch das trockene Flussbett. Immer weiter nördlich geht es. Es gibt drei verschiedene Herden zwischen den beiden Flüssen Ugab und Uhab.

Ein Elefant durchquert ein Schlammgebiet
Ein Sonnenaufgang ueber eine Bergkuppe in der Wildnis Namibias
Freiwilligenarbeit in Namibia: Eine Gruppe Volunteere begutachtet einen Elefantendunghaufen

Eine davon – Mama Afrika – finden wir an diesem Tag völlig unverhofft in den Büschen. Die Elefantenfamilie scheint recht gewöhnt an unsere Fahrzeuge; wahrscheinlich kennen sie sie einfach und haben sie als Nachbarn der Umgebung akzeptiert. Jedes einzelne Familienmitglied kommt auf uns zu und berührt mit dem Rüssel die Motorhaube, fast ein bisschen wie zum Gruß. Ein junger Elefantenbulle steckt gar seinen Rüssel zum Fenster hinein und streicht Chris übers Gesicht. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl und wir alle sind dankbar. Viele von uns haben überhaupt noch nie zuvor einen Elefanten gesehen! Am abendlichen Feuer teilen wir, wie es sich angefühlt hat, diesen grauen Riesen so nah zu sein. An zu Hause denkt spätestens jetzt niemand mehr.

Es ist erstaunlich, wie schnell wir uns einleben in der Wildnis; vielleicht weil wir hier einst auch herkamen. In der Wildnis haben sich unsere Instinkte entwickelt. In der Wildnis hat alles angefangen. In den kommenden Tagen haben wir das Glück, auch noch die beiden anderen Herden zu finden. Unsere Reise führt uns weit hinein in die Wüste, tagelang sehen wir keine anderen Autos. Und auch, wenn wir wegen der Elefanten gekommen sind, freuen wir uns natürlich trotzdem über ein Zebras, Giraffen, Hyänen und Gemsböcke. Die Landschaft hier draußen erweckt den Eindruck, wir seien auf dem Mond gelandet. Es ist eine ganz andere Welt, die uns nicht zuletzt auch näher zu uns selbst bringt.

Zurück in die Zivilisation

Am Donnerstag treten wir die Reise zurück ins Base-Camp an und am letzten Abend sind sich alle einig: Zurück in die eigenen vier Wände will hier irgendwie noch keiner. Schweren Herzens verabschieden wir uns dennoch am nächsten Morgen von unserem zu Hause in der Wüste. Schon komisch, wir haben insgesamt nur drei Nächte im Camp geschlafen und doch fühlt es sich an, als wären wir schon ewig hier.
Das beschauliche Städtchen Swakopmund wirkt nach zwei Wochen Wüste überraschend laut und geschäftig. Am Abend treffen wir uns im Kückis-Pub zu Pommes und Schnitzel und lassen gemeinsam die letzten zwei Wochen Revue passieren und schließlich den Abend ausklingen. Wir kommen wieder, da sind wir uns alle einig. Die letzten zwei Wochen haben uns vor Augen geführt, dass es auch anders geht; dass es sich lohnt, sich die Hände schmutzig zu machen und sich für etwas einzusetzen, das nicht uns selbst dient, sondern einer größeren Sache. Und am Ende hatten wir ja doch alle selbst unheimlich viel davon.

Wir haben Neues gelernt, unsere Grenzen übertreten und vielleicht auch ein Stückchen mehr über uns selbst gelernt.

Reisen, die Dir gefallen könnten

Aus unserem Blog